Was Flamenco wirklich ist – Mehr als nur Tanz und Musik
- Steffi Fissel
- 13. Apr.
- 3 Min. Lesezeit

Wenn Du an Flamenco denkst, was kommt Dir als erstes in den Sinn? Klatschende Hände, stampfende Füße, wilde Drehungen, vielleicht eine rote Blume im Haar? Klar, das gehört alles dazu – aber Flamenco ist so viel mehr als nur Tanz oder Musik.
Es ist Leidenschaft. Kultur. Identität. Und manchmal auch Therapie.
Ich tanze Flamenco seit 1989, also schon eine kleine Ewigkeit. Und ich kann Dir sagen: Je länger ich dabei bin, desto mehr entdecke ich Facetten, die über das Offensichtliche hinausgehen. Lass uns gemeinsam ein bisschen tiefer eintauchen.
Flamenco ist Gefühl pur
Im Flamenco geht es nicht nur darum, schöne Bewegungen zu machen oder rhythmisch korrekt zu tanzen. Es geht ums Ausdrücken. Um Emotion. Um das, was Worte oft nicht sagen können.
Trauer, Freude, Wut, Stolz, Hoffnung – alles darf raus. Jeder Tanz, jeder Stil (oder „Palo“, wie man im Flamenco sagt) trägt eine eigene Stimmung in sich. Mal melancholisch und schwer wie eine Soleá, mal frech und verspielt wie eine Bulería.
Wenn Du tanzt, verbindest Du Dich mit diesen Gefühlen – und mit Dir selbst.
Flamenco ist Geschichte auf der Haut
Flamenco hat seine Wurzeln im Süden Spaniens, in Andalusien. Aber eigentlich ist er das Ergebnis vieler Kulturen, die dort zusammenkamen: arabische, jüdische, gitano (also die Kultur der spanischen Roma), aber auch lateinamerikanische Einflüsse. Man kann sagen: Flamenco ist ein Klang gewordener Schmelztiegel.
Viele dieser Ursprünge sind eng mit Unterdrückung, Ausgrenzung und dem Wunsch nach Ausdruck verbunden. Genau das macht den Flamenco so tief – es ist keine glatte, "perfekte" Kunstform, sondern eine rohe, echte. Und genau das lieben wir doch, oder?
Flamenco ist Gemeinschaft
Auch wenn der Solotanz im Flamenco sehr präsent ist – Flamenco lebt vom Miteinander. Tänzer, Sänger, Gitarrist – alle hören einander zu, reagieren, inspirieren sich gegenseitig. Dieses Zusammenspiel ist fast magisch. Und auch im Unterricht oder auf der Bühne spürt man dieses besondere „Wir-Gefühl“, das sich sofort einstellt, wenn die Palmas (das rhythmische Klatschen) einsetzen und alle gemeinsam „¡Olé!“ rufen.
Flamenco ist Freiheit
Manche sagen: „Im Flamenco kann man nicht schummeln.“ Und das stimmt. Du kannst Dich nicht hinter einer perfekten Technik verstecken, wenn keine Seele dahinter ist. Aber das ist auch das Schöne: Du darfst Du selbst sein.
Ob laut, leise, wild oder zurückhaltend – im Flamenco hat alles seinen Platz.
Es gibt keine Schablone, kein „richtig“ oder „falsch“, solange es echt ist.
Flamenco war schon divers, bevor das Wort modern wurde
Was ich am Flamenco besonders liebe: Hier zählt nicht, wie Du aussiehst. Es interessiert niemanden, ob Du jung oder alt bist, dick oder dünn, sportlich oder gemütlich. Im Flamenco tanzt die Persönlichkeit, nicht die Konfektionsgröße.
Und das Schönste: Es tanzen alle – Frauen, Männer, Kinder, Rentner, Anfänger, Profis.
Auf der Bühne stehen keine Normkörper, sondern echte Typen. Mit Ecken, Kanten und Geschichten. Und genau das macht es so spannend. Es ist Platz für alle da. Immer schon gewesen.
Flamenco war nie elitär, nie exklusiv. Im Gegenteil: Er kommt aus dem Bauch des Volkes, aus dem Leben heraus. Und genau da gehört er auch hin – mitten unter uns.
Also, was ist Flamenco?
Für mich ist Flamenco eine Lebenshaltung. Eine Mischung aus Energie, Tiefe, Präsenz und Seele. Es ist das, was Dich bewegt – im wahrsten Sinne des Wortes.
Wenn Du also das nächste Mal jemanden mit stolz erhobenem Kopf und stampfenden Schritten siehst, denk daran: Da tanzt nicht nur ein Körper – da spricht ein ganzes Herz.
Möchtest Du mehr über Flamenco erfahren oder selbst mal ausprobieren, wie sich das anfühlt? Dann komm zum Schnuppern vorbei – ich freu mich auf Dich! 💃